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Bildungsmonitor 2016 zeigt Licht und Schatten im Saarland

18.08.2016, Medienmitteilung und Newsletter 12/2016

Die Landeselterninitiative für Bildung wertet die heute veröffentlichten Ergebnisse des Bildungsmonitors 2016 (siehe www.insm-bildungsmonitor.de) als erfreuliche Anzeichen eines größer gewordenen Stellenwerts schulischer Bildung in der Landespolitik, aber auch als Auftrag für mehr Investitionen in die Personalsituation an Schulen und auch der Hochschulen.

So begrüßen wir die im Bundesdurchschnitt geringere Sitzenbleiberquote allgemein, die verbesserten Bildungschancen für ausländische Schülerinnen und Schüler sowie aktuell die zusätzlichen 289 Lehrereinstellungen im Zuge der Flüchtlingsmigration, mit denen das Saarland die Schätzungen notwendiger Ausgaben des Bildungsmonitors im schulischen Bereich zu erfüllen scheint. 

Die Landeselterninitiative kritisiert aber, dass das Saarland dennoch mit den jährlichen Ausgaben von 5 700 Euro je Schüler aller Schularten auf dem letzten Platz aller Bundesländer rangiert (Stat. Bundesamt 18.2.2016; Bundesdurchschnitt 6 500 Euro, Spitze Thüringen 8 100 Euro). Trotz Schuldenbremse darf die Bildung der jungen Generation gegenüber der Entwicklung in den anderen Bundesländern nicht nur nicht abhängen, sondern muss in einer strukturschwachen Region Priorität bei Investitionen haben.

Dass das Saarland nach dem Bildungsmonitor auch den letzten Platz aller Bundesländer bei dem Anteil des wissenschaftlichen Personals am Gesamtpersonal der Hochschulen belegt und eine relativ geringe Investitionsquote an den Hochschulen ausweist (mit 5,0 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 9,9 Prozent), werten wir als Ohrfeige für die Einsparungen in den Hochschulhaushalten.

Dass im Saarland in der Sekundarstufe I relativ wenig Schüler ganztags unterrichtet werden, wie der Bildungsmonitor festhält, liegt daran, dass es immer noch kein flächendeckendes Angebot an echten Ganztagsschulen gibt, weder bei den Grundschulen, noch bei den weiterführenden Schulen (= Sek. I). Nach Ansicht der Landeselterninitiative für Bildung sind es die Vorteile von echten Ganztagsschulen mit mehr Zeit und ihrem anderen Rhythmus von Anspannung, Entspannung und Vertiefung bei Unterricht und Lernen wert, dass auch Kommunen und Landkreise als für die Ausstattung von Schulen Mitverantwortliche mehr Investitionen in Ganztagsschulen aufbringen als bisher. Dass das Bildungsministerium ein eigenes Investitionsprogramm aufgelegt hat und sich das Saarland in den letzten Jahren mit mehr Standorten schon spürbar verbessert hat, begrüßt die Initiative auf jeden Fall.

Sorge bereitet uns die hohe Pensionierungsquote wegen vorzeitiger Dienstunfähigkeit beim Lehrpersonal. Lehrer benötigen mehr Unterstützung durch Schulsozialarbeiter, was im Saarland sträflich vernachlässigt wird (!), mehr Supervision von geschulten Bildungsberatern, ein landesweit wirksames Gesundheitsmanagement und nicht zuletzt eine zielgerechte Weiterbildung für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben wie Umgang mit der immer größer werdenden Verschiedenheit von Schülern, Lernstandsdiagnostik, individuelle Förderung und die Gestaltung eines rhythmisierten Ganztagsunterrichts. Auch muss der Zugang zu externen Beratungs- und Hilfsangeboten auf dem Feld der psychologischen, medizinischen und pädagogischen Prävention vereinfacht werden.

Die Ursache für die relativ häufige Dienstunfähigkeit scheint nach Ansicht der Landeselterninitiative zum einen in den besonderen Anforderungen zu liegen, die der Lehrerberuf mit sich bringt, z.B. das sehr komplexe und störungsanfällige Tätigkeitsspektrum, das ja nicht nur aus reiner Unterrichtstätigkeit besteht, sondern auch aus Konfliktlösung, Sozialarbeit, Aufsicht, Materialorganisation usw. Hinzu kämen Faktoren wie Lärmbelastung und unzulängliche Ausstattung der Schulen. Zum anderen zieht der Beruf offensichtlich auch bestimmte Personen mit hohen idealistischen Ansprüchen an, die im Studium nicht ausreichend auf ihre eigentlichen Aufgaben vorbereitet werden und dann ein erhöhtes Risiko für Burnout haben.

Einen Aufholprozess fordert die Landeselterninitiative bei der Qualifizierung des Personals in Kindertageseinrichtungen. Hier weist das Saarland den schlechtesten Wert aller Bundesländer beim Anteil des hochqualifizierten Personals aus (im Jahr 2015 im Saarland ein Anteil von 3,6 Prozent, während der Bundesdurchschnitt 6,8 Prozent betrug).