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Der Saarländische Schulpreis / Preisträger / 2. Preisträger 2008/2009 - Erweiterte Realschule Freisen

2. Preisträger

(Preis 6 000 Euro)

Erweiterte Realschule Freisen

Leiter: Rolf Mohr
www.ers-freisen.de
E-Mail: ers.freisen@t-online.de
Telefon: 06855 7992

Laudatio der Jury

Gerd Wagner
ehemaliger Leiter der Gesamtschule Bellevue Saarbrücken und Vorsitzender der Schulleiter an Gesamtschulen des Saarlandes, Illingen
Telefon: 06825 3386
E-Mail: g.wagner@schlau.com

Die Forschung weiß schon lange, dass produktives und nachhaltiges Lernen in der Schule dann am besten gelingt, wenn Schülerinnen und Schüler sich aktiv und mit einem erheblichen Maß an Eigenverantwortung mit dem Lernangebot ihrer Schule auseinandersetzen. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, wie viel „Stoff durchgenommen“ wird, sondern wie intensiv Schülerinnen und Schüler an Materialien arbeiten, wie zielstrebig sie die Aufgaben der individuellen Lernpläne bearbeiten und wie selbstverständlich und souverän sie Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren und vortragen können.
Dass dies nicht graue Theorie, sondern lebendiger Schulalltag sein kann, konnte die Jury beim Besuch der Schule erleben.
Trotz durchschnittlicher bis guter Schülerleistungen kam die Gesamtkonferenz vor zwei Jahren zum Schluss, besser zu werden und die Schule neu zu organisieren. Nachdem die Schulleitung und einzelne Lehrergruppen sich in deutschen Reformschulen umgeschaut hatten, erarbeitete sich die Schule ein neues Konzept, das bislang in den Klassenstufen 5 und 6 umgesetzt ist und mit jedem neuen Jahrgang nachwachsen soll.
Im Mittelpunkt des Lernens steht in dieser Schule nun das einzelne Kind. An ihm orientiert sich die auf optimale Entfaltung der individuellen Möglichkeiten ausgerichtete Förderung, auch unter Anerkennung der  jeweiligen Grenzen, weil Lernaufgaben und  – materialien mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad angeboten werden und je eigene Lernwege zugelassen werden. So erfahren alle Kinder – auch solche mit Behinderungen - trotz unterschiedlicher Fähigkeiten in gleicher Weise Wertschätzung. In dieser Schule hat darum auch jedes Kind seinen Platz, kann trotz unterschiedlicher Begabungen und Fähigkeiten seinen optimalen Lernweg finden, mit anderen gemeinsam arbeiten, anderen helfen oder sich helfen lassen und Verantwortung für sich und andere übernehmen. Es herrscht ein offenes und freundliches Klima, in dem Lernen offensichtlich viel Freude macht.
Um Unterricht so offen zu organisieren und zu gestalten, mussten tradierte Lehrerrollen über Bord geworfen werden. Lehrerinnen und Lehrer kennen ihre Schülerinnen und Schüler sehr genau. Sie stellen ihnen Aufgaben, die ihre natürliche Lernfreude  nutzen, ihre Stärken und Möglichkeiten immer wieder herausfordern und sie an ihre Grenzen führen. Dies geschieht über das selbst entwickelte Pensenbuch, aber auch durch lebensnahe Unterrichtsprojekte und Vorhaben.
Um die Lernprozesse der Schüler ganzheitlich zu gestalten, arbeiten die Lehrerinnen und Lehrer in Jahrgangsteams zusammen. Man konzentriert möglichst viel Unterricht im eigenen Jahrgang – auch fachfremd. Tutorenpaare betreuen je eine Klasse, Jahrgangsteams planen Unterricht, erstellen fachgebundenes oder fächerübergreifendes Material. Die Klassenräume bleiben meist offen. Es gibt Teamteaching und gegenseitige Hospitation. Die Vereinzelung im Lehrberuf ist durch Lehrerkooperation ersetzt. Dem Kollegium hat dieser Prozess offensichtlich gut getan: Das Kollegium wirkt hoch motiviert, ist mit Freude bei der Arbeit und so eine echte Alternative zum ansonsten erlebbaren Schulalltag.
Hierzu tragen aber auch hoch engagierte Eltern bei, die oft weite Wege zur Schule in Kauf nehmen, um die Schule zu unterstützen, um sich über die Lernentwicklung ihrer Kinder auszutauschen oder teil zu haben an der allseits sichtbaren Schulkultur. Denn ihre Kinder produzieren nicht für den Papierkorb, sondern ihre Lernergebnisse schmücken die Schule, gestalten Feste und Feiern, sind ein Stück Kultur in der Gemeinde.
Der Erfolg einer Schule steht und fällt aber auch mit einer reformfreudigen Schulleitung. Gradlinige Konzeptorientierung, der Wille zu Veränderung, freundliche Wertschätzung für Erwachsene und Heranwachsende und die Bereitschaft, alle mitzunehmen und niemanden zurück zu lassen, haben die Schule umgebaut, so dass sie zu Recht  ausgezeichnet wird.