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Ganztagsschulen - anderes Lernen notwendig

Die Nachfrage der Wirtschaft nach formal höheren und qualitativeren Bildungsabschlüssen und die soziale Situation der Gesellschaft mit Armut, ökonomischer Unsicherheit und veränderten Erwerbs- sowie Familienstrukturen machten es notwendig, ein Netz von Ganztagsschulen aufzubauen. Die Wirtschaft wisse es längst, viele Bildungsminister noch nicht. So lautete die Kernbotschaft von Prof. Holtappels vom Institut für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund beim Bildungsforum zum Saarländischen Schulpreis, das die Stiftung Demokratie Saarland und die Landeselterninitiative für Bildung zusammen mit der Gesamtlandesschülervertretung ausrichten. In seinem Vortrag an der Ganztagsgesamtschule in Neunkirchen machte der renommierte Wissenschaftler für Schulpädagogik und Erziehung deutlich, dass Deutschland seine in den Studien PISA, IGLU und TIMSS aufgezeigten Defizite sowie problematische Erziehungsformen von Eltern durch mehr pädagogisch gestaltete Lernzeit ausgleichen müsse. Ein Viertel der 15jährigen sei schon einmal sitzen geblieben, 8 bis 10% der Jugendlichen verließen die Schule ohne Abschluss, ein solches Ergebnis müsste mal ein Autohersteller haben. Ein beträchtlicher Teil der Schüler, besonders die lernschwächeren, würden mit der bislang entwickelten Lernkultur und Unterrichtsgestaltung nicht ausreichend wirksam erreicht. Hinzu komme, dass Hartz IV ein großes Tor aufgemacht habe zu noch mehr Chancenungerechtigkeit. Nach einer repräsentativen Umfrage seines Instituts, berichtete der Professor, hielten über 90 % der Eltern Gemeinschaftserfahrungen und soziales Lernen, fachliche Unterstützung zur Förderung der Schulleistung, zusätzliche Wahlfächer und Lernangebote sowie ein vielfältiges Angebot an Sport, Spiel und Freizeit in Ganztagsschulen für besonders wichtig. Die „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen“, die sein Institut zurzeit mit zwei anderen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und in Abstimmung mit den Ländern durchführt, habe entgegen landläufiger Auffassung auch gezeigt, dass das Familienklima und die Zeit, die der Familie für gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung steht, durch die Teilnahme der Kinder am Ganztagsbetrieb nicht negativ, sondern im Gegenteil eher positiv beeinflusst würden. Die Zuhörer des gut besuchten Vortrags nahmen mit Bedauern zur Kenntnis, dass sich das Saarland und Baden-Württemberg als einzige Länder nicht an der Studie beteiligen.

Der Vortragstext steht hier zum Download zur Verfügung.


Demokratie tatsächlich stärken – Kein Ausschluss von Volksbegehren bei geringfügiger Finanzwirkung

Vor der Beratung des Verfassungsausschusses des Landtages am Donnerstag (8.11.2007) über die Anträge der Fraktionen zur Absenkung der Hürden für Volksbegehren und Volksentscheide in der Landesverfassung hat die Landeselterninitiative für Bildung die Fraktionen, insbesondere die Mehrheitsfraktion, in einem Brief aufgerufen, das bundesweit einzige Finanztabu aufzuheben. Die Eltern, die als Landesinitiative Rettet die Grundschulen 30 000 Unterschriften für einen Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens gesammelt hatten, um auch den einzügigen Grundschulen in den Orten eine Zukunft zu geben, hatten Anfang 2006 erfolglos gegen die Ablehnung der Landesregierung geklagt. Das saarländische Verfassungsgericht hatte festgestellt, dass die Verfassung des Landes als einzige unter den Bundesländern eine Beteiligung der Bürger dann nicht erlaubt, wenn ihr Anliegen auch nur geringfügige Auswirkungen auf den Haushalt hat. „Ändert sich das nicht, bleibt Bürgerbeteiligung im Saarland, etwa in Bildungsfragen, im Wesentlichen auf dem Papier stehen“, sagte Bernhard Strube, der Sprecher der Initiative. Die Eltern setzen sich für eine bessere Bildung ihrer Kinder und mehr Mitsprachemöglichkeiten ein. Insoweit begrüßen sie die Absicht der Parteien, für Volksbegehren und –entscheide die Einleitungs- und Zustimmungsquoren abzusenken.