Willkommen / Newsletter / Medienmitteilungen / Archiv
Newsletter / Medienmitteilungen / Archiv

Kosten für Schulbuchausleihe scheinen aus dem Ruder zu laufen - Minister muss sich des Themas annehmen

28.3.2010, Newsletter 9/2010

Nachdem in den letzten Tagen an den Schulen nach und nach die Beiträge für die Ausleihe von Schulbüchern für das Schuljahr 2010/2011 bekannt werden, befürchten wir, dass die Kosten aus dem Ruder laufen und deshalb das System insgesamt in Gefahr gerät. Wir begrüßen es grundsätzlich, dass sich Familien finanziell entlasten können, indem sie an einer Ausleihe teilnehmen können, wenn schon eine echte Lernmittelfreiheit von der Landesregierung nicht gewollt ist. Vor der Landtagswahl hat das Ministerium den Eltern noch mehrfach versichert, dass die Leihgebühren unter Einbeziehung von Erfahrungen aus anderen Bundesländern verlässlich kalkuliert worden seien. Eine Erhöhung, wie sie sich nun abzeichnet, lässt sich nicht damit erklären, dass man damals "Mittelwerte" genommen habe und die Preise für Schulbücher gestiegen seien. Inzwischen scheint das Leihsystem zu einem staatlich organisierten, bürokratisch ablaufenden Schulbuchbasar zu degenerieren. Der neue Bildungsminister muss sich des Themas annehmen und ernsthaft prüfen, welche Alternativen realisierbar wären.

Wenn z.B. an einem Gymnasium ein - vom Ministerium gedeckelter - Betrag von 110 Euro genommen wird, in dem aber - anders als in den 60 Euro des vergangenen Jahres - Atlas, Musikbuch und Bibel sowie Arbeitshefte noch nicht mal enthalten sind, dann wäre dies mehr als eine Verdoppelung. Ebenso bedenklich finden wir, dass - wie uns auf telefonische Anfrage bei den Kommunen bestätigt wurde - bei Grundschulen vielerorts auf Wunsch des Ministeriums Unterrichtsmaterialien, die Pädagogen als wichtig erachten, aus den Listen gestrichen wurden. Auch sollen Bücher aus einer auf Wunsch des Ministeriums noch zu schaffenden "Präsenzbibliothek" vor Ort für den Unterricht entliehen werden.

Bis in die vorletzte Woche ist an der Schulbuchverwaltungssoftware selbst, mit der die Elternbeiträge berechnet werden, gearbeitet und sind die Kosten zwischen Ministerium und Schulen hin und her gerechnet und vom Ministerium teilweise "gedeckelt" worden, ohne dass die Berechnung selbst transparent wird. Rationalisierungseffekte scheinen bei diesem zentral gelenkten System offensichtlich nicht genutzt zu werden.

Besonders kritisch sehen wir neben den inzwischen hohen Beiträgen, dem hohen jährlichen Aufwand für Verwaltung und Logistik die erst noch bevorstehende Phase am Ende des Schuljahres. Dort sind noch mehr Arbeit und Schwierigkeiten zu erwarten, wenn Bücher zurückgenommen werden, ihr Zustand zu bewerten ist und ggf. Schadenersatz verlangt werden muss.

In Ihrem Rundschreiben an die Landeselternvertretungen hat Bildungsminister Kessler am 29. Januar 2010 geschrieben: "Die Entgelte müssen so gestaltet sein, dass die Wiederbeschaffung der Schulbücher für jede Schule grundsätzlich aus den eingegangenen Leihentgelten sowie aus den Landesmitteln, aus denen die Entgelte förderberechtigter Schülerinnen und Schüler erbracht werden, erfolgen kann. ... Mein Haus hat daher zur Festlegung der Leihentgelte einen Algorithmus vorgegeben, der auf elektronischem Weg aus den Schulbuchlisten der jeweiligen Schule das voraussichtlich kostendeckende Leihentgelt ermittelt. ... Das auf diesem Weg ermittelte Leihentgelt einer jeden Schule soll für das Schuljahr 2010/11 an Grundschulen nicht mehr als 60 €, an Gesamtschulen und Erweiterten Realschulen nicht mehr als 85 € und an Gymnasien nicht mehr als 90 € betragen. An den beruflichen Schulen sollen die Obergrenzen für die Leihentgelte - je nach Schulform - zwischen 30 € und 90 € betragen. Bei Überschreiten der Obergrenze für das Leihentgelt an einer Schule erfolgt eine gesonderte Prüfung durch das Bildungsministerium vor der Festlegung des Leihentgeltes. Ich gehe nicht davon aus, dass es notwendig werden wird, diese Grenzen voll auszuschöpfen. Dennoch wird es sich nicht vermeiden lassen, dass die Leihentgelte an einigen Schulen ansteigen, zumal es sich bei den Werten für das Schuljahr 2009/10 um Mittelwerte handelte und die Preise für Schulbücher zum Teil erheblich gestiegen sind."