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Konzentration auf Qualität an Schulen zeigt langsam Wirkung, aber noch viele Handlungsfelder

Die Landeselterninitiative für Bildung sieht im am 17.8.2017 veröffentlichten Bildungsmonitor 2017 der Lobbyorganisation der Unternehmensverbände der Metall- und Elektroindustrie den Bildungsbegriff zu verengt auf die Frage, wie es den Bundesländern gelingt, zur Fachkräftesicherung beizutragen. Zu sehr gehe es darum, das Bildungswesen stärker an Wirtschaftsinteressen auszurichten. Nicht umfasst werde mit den vielen Indikatoren etwa die Persönlichkeitsentwicklung, soziale und kulturelle Bildung sowie die Demokratiebildung.

Dennoch umfasse der Monitor auch Kennzahlen, die zeigen, dass sich die Konzentration des Bildungsministeriums auf die Qualität des Lernens an Schulen auswirke. Die Landeselterninitiative für Bildung wertet deshalb die Ergebnisse des Bildungsmonitors 2017 als erfreuliche Anzeichen eines größer gewordenen Stellenwerts schulischer Bildung in der Landespolitik, aber auch als Auftrag für mehr Investitionen in die berufliche Bildung, den Ausbau von echten Ganztagsschulen und der Qualifikation von Mitarbeitern an Kindertageseinrichtungen. Auch müsse die Betreuungssituation der Studierenden verbessert werden.

So begrüßen wir die im Bundesdurchschnitt geringere Sitzenbleiberquote allgemein, die verbesserten Bildungschancen für ausländische Schülerinnen und Schüler sowie die gestiegene Anzahl der Hochschulabsolventen.

Die Landeselterninitiative kritisiert aber, dass das Saarland dennoch mit den jährlichen Ausgaben von 6 200 Euro je Schüler aller Schularten auf dem drittletzten Platz aller Bundesländer rangiert (Stat. Bundesamt 8.2.2017; Bundesdurchschnitt 6 700 Euro, Spitze Berlin und Hamburg 8 500 Euro). Trotz Schuldenbremse darf die Bildung der jungen Generation gegenüber der Entwicklung in den anderen Bundesländern nicht nur nicht abhängen, sondern muss in einer strukturschwachen Region Priorität bei Investitionen haben.

In vielen Handlungsfeldern des Monitors sei das Saarland eben noch durchschnittlich. Besonders im beruflichen Bildungsbereich müssten Anstrengungen unternommen werden. Mehr Schulabgänger mit ausländischer Staatsangehörigkeit müssten zu einem Schulabschluss geführt werden. Maßnahmen müssten ergriffen werden gegen die vielen vorzeitig aufgelösten Ausbildungsverträge und die unterdurchschnittliche Erfolgsquote bei den Prüfungen der dualen Ausbildung.

Dass im Saarland in der Sekundarstufe I relativ wenig Schüler ganztags unterrichtet werden, wie der Bildungsmonitor festhält, liegt daran, dass es immer noch kein flächendeckendes Angebot an echten Ganztagsschulen gibt, weder bei den Grundschulen, noch bei den weiterführenden Schulen (= Sek. I). Nach Ansicht der Landeselterninitiative für Bildung sind es die Vorteile von echten Ganztagsschulen mit mehr Zeit und ihrem anderen Rhythmus von Anspannung, Entspannung und Vertiefung bei Unterricht und Lernen wert, dass auch Kommunen und Landkreise als für die Ausstattung von Schulen Mitverantwortliche mehr Investitionen in Ganztagsschulen aufbringen als bisher. Dass das Bildungsministerium ein eigenes Investitionsprogramm aufgelegt hat und sich das Saarland in den letzten Jahren mit mehr Standorten schon spürbar verbessert hat, begrüßt die Initiative auf jeden Fall.

Sorge bereitet uns die hohe Pensionierungsquote wegen vorzeitiger Dienstunfähigkeit beim Lehrpersonal. Hier liegt das Saarland im Jahr 2015 mit 23,8 Prozent an letzter Stelle der Bundesländer (Spitze Baden-Württemberg mit 7,7 Prozent, Bundesdurchschnitt 11,8 Prozent). Lehrer benötigen mehr Unterstützung durch Schulsozialarbeiter, was im Saarland sträflich vernachlässigt wird (!), mehr Supervision von geschulten Bildungsberatern, ein landesweit wirksames Gesundheitsmanagement und nicht zuletzt eine zielgerechte Weiterbildung für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben wie Umgang mit der immer größer werdenden Verschiedenheit von Schülern, Lernstandsdiagnostik, individuelle Förderung und die Gestaltung eines rhythmisierten Ganztagsunterrichts. Auch muss der Zugang zu externen Beratungs- und Hilfsangeboten auf dem Feld der psychologischen, medizinischen und pädagogischen Prävention vereinfacht werden.

Die Ursache für die relativ häufige Dienstunfähigkeit scheint nach Ansicht der Landeselterninitiative zum einen in den besonderen Anforderungen zu liegen, die der Lehrerberuf mit sich bringt, z.B. das sehr komplexe und störungsanfällige Tätigkeitsspektrum, das ja nicht nur aus reiner Unterrichtstätigkeit besteht, sondern auch aus Konfliktlösung, Sozialarbeit, Aufsicht, Materialorganisation usw. Hinzu kämen Faktoren wie Lärmbelastung und unzulängliche Ausstattung der Schulen. Zum anderen zieht der Beruf offensichtlich auch bestimmte Personen mit hohen idealistischen Ansprüchen an, die im Studium nicht ausreichend auf ihre eigentlichen Aufgaben vorbereitet werden und dann ein erhöhtes Risiko für Burnout haben.

Besonders schlecht schnitt das Saarland in der Betreuung von Studierenden ab. Dass in saarländischen Hochschulen nach dem Bildungsmonitor im Jahr 2015 auf eine Lehrkraft (Professoren, Lehrbeauftragte, etc) 22,1 Studierende kommen, werten wir als Ohrfeige für die Einsparungen in den Hochschulhaushalten. Ein trauriger zweitletzter Platz aller Bundesländer (Durchschnitt 17,4, Spitze Baden-Württemberg 9,9).

Einen Aufholprozess fordert die Landeselterninitiative bei der Qualifizierung des Personals in Kindertageseinrichtungen. Hier weist das Saarland den schlechtesten Wert aller Bundesländer beim Anteil des hochqualifizierten Personals aus (im Jahr 2016 im Saarland ein Anteil von 3,4 Prozent, Spitze Hessen 11,2 Prozent, Bundesdurchschnitt 6,4 Prozent).