Willkommen / Der Saarländische Schulpreis / Preisträger / Preisträger 2010/2011 - Integrierte Montessori-Gesamtschule Saarbrücken
Der Saarländische Schulpreis / Preisträger / Preisträger 2010/2011 - Integrierte Montessori-Gesamtschule Saarbrücken

Preisträger

(Preis 3 330 Euro)

Integrierte Montessori-Gesamtschule Saarbrücken

 

Leiter: Ulrich Basselli
www.montessori-sb.de
E-Mail: sekretariat@montessori-sb.de
Telefon: 0681 8910166

 

Laudatio der Jury

Gerd Wagner
ehemaliger Leiter der Gesamtschule Bellevue Saarbrücken und Vorsitzender der Schulleiter an Gesamtschulen des Saarlandes; Illingen

 

„Wenn alles schläft und einer spricht, so nennt man dieses Unterricht“. So karikieren auch heute noch viele Medienmacher jene Veranstaltung, von der sie glauben, das sei schulisches Lernen. Folgerichtig wird die dazugehörige Anstalt dann auch mit „Penne“ bezeichnet. Und tatsächlich werden sich nicht wenige Zeitgenossen an total verschlafene Tage oder gar Wochen in ihrer Schulzeit erinnern können, in denen der Schülergeist weit weg unterwegs auf wunderbaren Abenteuerreisen war und völlig andere Prioritäten der geistigen Auseinandersetzung pflegte, während der bedauernswerte Lehrer - Pauker genannt -  glaubte, gerade die Geheimnisse pythagoreischer Lehrsätze erfolgreich in die Köpfe seiner Gegenüber eingetrichtert zu haben. Dabei weiß die Forschung schon lange, dass produktives und nachhaltiges Lernen in der Schule dann am besten gelingt, wenn Schülerinnen und Schüler sich aktiv und mit einem erheblichen Maß an Eigenverantwortung mit dem Lernangebot ihrer Schule auseinandersetzen können. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, wie viel „Stoff durchgenommen“ wurde, sondern wie intensiv Schülerinnen und Schüler an Materialien arbeiten, wie zielstrebig sie ihre Aufgaben bearbeiten und wie selbstverständlich und souverän sie Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren und vortragen können. Dass dies nicht graue Theorie, sondern lebendiger Schulalltag sein kann, konnte die Jury beim Besuch der von mir vorzustellenden Ganztagsschule erleben.

In dieser Schule müssen Schüler lernen, die Verantwortung für ihr Lernen selbst zu übernehmen. Sie bestimmen selbst, was sie wann und wie schnell und mit wem lernen wollen. Die Schule ist so organisiert, dass sie dem einzelnen breite Wahlmöglichkeiten lässt, sich zu bewähren und zu beweisen, aber auch seine speziellen Interessen und Neigungen zu verwirklichen.  Alle Kinder erfahren - auch solche mit Behinderungen - in gleicher Weise Wertschätzung für ihre individuellen Leistungen. In dieser Schule hat darum auch jedes Kind seinen Platz, kann seinen optimalen Lernweg finden, mit anderen gemeinsam arbeiten, anderen helfen oder sich helfen lassen und Verantwortung für sich und andere übernehmen.
Diese Schule kennt bis zu den Abschlusszeugnissen keine Ziffernnoten. Lernstände werden in individuellen Tests ermittelt und in Lernstandsberichten festgehalten und mit Schülern und Eltern erörtert. Alle Beteiligten wissen daher stets sehr genau, was sie können und was noch zu tun ist. Lernen ist nicht aufgesetzter Zwang, sondern natürliche Selbstverständlichkeit.
Dies führt zu einem offenen und freundlichen Klima und ist überall im Hause sichtbar: Die Wände schmücken Schülerarbeiten, an vielen Stellen im Haus geschieht Kreatives.  Hier macht Lernen offensichtlich mehr Freude als in den meisten sonstigen Schulen, so dass auch Schüler mit missglückten Schullaufbahnen hier wieder Spaß am Lernen finden.
Um Unterricht so offen zu organisieren und zu gestalten, mussten tradierte Lehrerrollen verändert werden: vom Unterrichtenden zum Lernbegleiter; vom Alleinunterhalter zum Lernberater. Dabei ist Lehrerkooperation  ein absolutes Muss.
Die Lehrpläne wurden so aufbereitet, dass Schüler dennoch das lernen, was zum Erreichen der Abschlussziele jeweils erforderlich ist. Mit „Leitfäden“ und „Pensenbuch“ hat das Kollegium dazu wichtige Organisationshilfen erarbeitet. Zusätzlich wurden praxisorientierte Lernbereiche neu entwickelt, die den Heranwachsenden in der Pubertät neue außerschulische Bewährungsfelder erschließen und sie motivieren, sich den Anforderungen der Erwachsenenwelt zu stellen. Schließlich analysiert und überprüft die Schule ihre Leistungen mit Hilfe eines Qualitätsmanagements.
Der Schulleiter beschreibt die Veränderung so: „Früher war das Unbehagen, das Richtige zu wollen und das Falsche zu tun. Jetzt glauben wir, Richtiges zu wollen und auf dem richtigen Weg zu sein.“
Diese Schule kann aufgrund ihrer privaten Trägerschaft allerdings Freiheiten in die Waagschale werfen, die öffentliche Schulen so nicht haben:
- Sie kann ihre Lehrer und sonstige Mitarbeiter selbst auswählen.
- Sie kann die Klassenhöchstzahlen auf ein vernünftiges Maß beschränken.
- Sie ist in ihrer Pädagogik frei, kann Lernwege selbst bestimmen und ist nur  an die Ordnungen über die Abschlussprüfungen an öffentlichen Schulen gebunden.

Die Jury würdigt die vorbildlichen pädagogischen und schulorganisatorischen Entwicklungsleistungen der Montessori-Gesamtschule Saarbrücken als Preisträger.